31.08.2015 Neue Chance, neues Glück

 

Neue Chance, neues Glück: Heute habe ich in der Lady Michaelis Day Clinic in Plumstead angefangen. Da der Arbeitsbeginn bereits auf 8:00 angesetzt war, musste ich das Haus um 6:30 verlassen. Peter hat mich zunächst zum Student House gefahren. Normal brauchen wir für den Weg 20-25min, heute waren es geschlagene 70min, weil der morgendliche Verkehr die Hölle ist. Wie die gestörten fahren alle arbeitenden Menschen in die Stadt – blockieren Kreuzungen, missachten rote Ampeln, Verkehrsunfälle überall, liegengebliebene Autos. Kurzum: Verkehrschaos pur!

Dennoch haben wir pünktlich um 8:00 das Krankenhaus erreicht. Dort wurde ich zunächst von Dr Henry herumgeführt, um einen Überblick zu bekommen. Dann habe ich mich Sr Judy angeschlossen. Sie ist vor allem für Schwangerschaftsabtreibungen zuständig. Als sie nach einer geschlagenen Stunde endlich mal wieder aufgetaucht ist, hat sie mir alles super genau erklärt. Richtig schockierend, dass pro Monat 70-100 Frauen vor der 12. Schwangerschaftswoche zur Abtreibung kommen, viele von ihnen dabei nicht zum ersten Mal! Besonders geschockt bin ich davon, dass in einem anderen Krankenhaus sogar bis zur 20. SSW abgetrieben werden darf.

Da die erste Abtreibung erst auf 11:00 angesetzt war, bin ich so lange noch in die HIV-Sprechstunde gegangen. Dort kamen die unterschiedlichsten Patienten sowohl zur Kontrolle, als auch mit neu aufgetretenen Symptomen wie z.B. Ekzemen, Infektionen, Bindehautentzündungen, … Um 11:00 bin ich dann zurück zu Sr Judy gegangen. Ich habe ihr bei der Abtreibung mit einer Vakuumpumpe und anschließender Implantation einer Spirale zugeschaut. In Südafrika spielt vor allem die langwirksame Verhütung eine entscheidende Rolle, wie z.B. Spirale oder 3-Monatsinjektionen. Die Pille wird hier nur wenig angewandt, weil die meisten sie sowieso nicht regelmäßig nehmen und dann schwanger zurück kommen.

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Nach der Mittagspause bin ich noch einmal zurück zu Sr Judy gegangen und habe noch zwei weitere Abtreibungen gesehen. Die erste Patientin war dabei tiefenentspannt, denn sie kam schon zum 3. (!!!) mal hier her. Die zweite Patientin dagegen hat sich so verkrampft vor Schmerz, dass wir sie am Bett festhalten mussten.

Ansonsten wäre die Gefahr so groß gewesen, dass sie sich selber verletzt, dass man sie in ein größeres Krankenhaus hätte bringen müssen. Ich war sehr schockiert, als ich das abgesaugte Material gesehen habe, denn bei einer Abtreibung in der 12. SSW konnte man die Beine schon richtig gut erkennen.

Um 3:00 war dann Feierabend. Leider habe ich geschlagene 4 Stunden gebraucht, bis ich endlich zuhause war. Das lag zum einen daran, dass die Pünktlichkeit der Kapstädter nicht ganz den deutschen Verhältnissen entspricht – Verspätungen von 45min sind hier ganz normal – und zum anderen daran, dass wir total in den Feierabendverkehr geraten sind. Das bedeutete erneut Stau, Verkehrsunfälle und nur Stop and go – Betrieb.

Umso schöner war es dann, dass die Gastfamilie extra mit dem Essen auf mich gewartet hat. Es gab Suppe mit Brot und anschließend leckeren Fisch. Den Abend habe ich dann gemeinsam mit der Familie verbracht.

 

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