10.09.2015 Abschied

 

Ein letztes Mal hieß es heute: Auf ins Krankenhaus. Dort habe ich heute eine Schwester im Bereich der „mental health“ begleitet. Sie kümmert sich gemeinsam mit einer anderen Schwester und einem Doktor um ein riesiges Einzugsgebiet.

In Südafrika gibt es drei Stufen der psychischen Behandlung: Die erste Stufe entspricht in etwa dem Lady Michaelis, einem lokalen Krankenhaus, in dem sowohl neue Patienten aufgenommen, eingestuft und medikamentös behandelt werden, als auch bereits bekannte Patienten kontrolliert werden. Die Patienten kommen dabei jeden Monat, um über neu aufgetretene Probleme reden zu können, sowie halbjährlich, um ihre Lithiumwerte kontrolliert zu bekommen. Patienten, die dabei in einer kritischen Phase sind, werden an ein Krankenhaus der 2. Stufe geschickt, das die Patienten für mind. 72 Stunden beobachtet. Sollte der Patient dann immer noch gefährdend sein – entweder für sich oder für andere – wird er an die 3. Stufe weitergeleitet. In Kapstadt gibt es drei Krankenhäuser, die in etwa einer geschlossenen Anstalt entsprechen.

Unsere erste Patienten war eine Borderline-Patientin, die wir jedoch in einer sehr guten Phase erwischt haben und die nur zur Kontrolle da war. Die zweite Patientin war da deutlich komplizierter: Sie hatte zwei Töchter im Alter von 2 und 5 Jahren. Nach einer langen Vorgeschichte, bei der auch Drogenabhängigkeit vorkam, hat sie nun ca. alle 4 Monate einen Rückfall. Sie berichtete von einer manischen Phase, in der sie die skurrilsten Dinge anstellt – Haare abschneiden, Haus zerstören, Geld aus dem Fenster werfen. Auf diese Phase hin nimmt sie Amphetamine zu sich, die die Stimmung für 3 Tage stabilisiert, bevor sie in ein depressives Loch fällt, das ca. 1 Monat anhält. Die Stimmung bessert sich dann wieder, bis nach ca. 4 Monaten das gleiche Spiel von vorne los geht. Ich habe sie nur deshalb stark bewundert, weil sie genau über ihre Geschichte und Probleme Bescheid wusste, es aber nicht zustande brachte, dies zu ändern.

Beim letzten Patienten war die Schwester bisschen überfordert. Es ging um einen 69-jährigen Mann, der total desorientiert zu Zeit und Raum war. Nachdem ich ihm dann ein paar Fragen gestellt habe, wurde jedoch sehr schnell klar, dass es sich vermutlich um Demenz handelte. Wir haben daraufhin einen CT-Scan angeordnet, der jedoch vermutlich erst im Oktober durchgeführt werden kann, weil das die normale Wartezeit ist.

Am Abend bin ich dann zunächst noch mit zu Verena, bevor wir City_Bowlgemeinsam auf den City Bowl Market sind. Hier habe ich dann nicht nur fast alle Freiwilligen aus dem Student House getroffen, auch meine ganze Gastfamilie war anwesend. Ich hatte einen echt super netten Abend, der mir den Abschied etwas leichter gestaltete. Ein gelungener Abschluss einer echt super schönen Zeit in Kapstadt. Jetzt kann ich mich ganz meiner Reise mit meinem Freund widmen, der morgen endlich ankommt. Ich bin schon ganz nervös und hoffe, dass ich gut schlafen kann.

 

3 Comments

  1. Martina Wager 12. September 2015 at 14:33

    Liebe Nina, vielen Dank für Deine super spannenden und interessanten Berichte. Für uns waren diese täglich Pflichtlektüre!
    Bitte schreibe doch auch auf Deiner anschließenden Reise weiter, dann sind wir auch ein bisschen in Afrika (statt in der Schule).
    Wir wünschen Dir weiterhin alles Gute und viele Erlebnisse der ungefährlichen Art!
    Die Wagers aus Kichdorf

     
    • Nina 12. September 2015 at 18:14

      Vielen lieben Dank für den netten Kommentar. Ich werde versuchen, mich so oft wie möglich zu melden, allerdings sieht es mit Internet auf dem Weg etwas schwierig aus. Sobald ich kann lass ich was von mir hören! Spätestens wenn ich wieder zuhause bin 🙂

       
  2. Rolf Hirschmann 12. September 2015 at 20:34

    Hallo Nina und Tobias,
    nachdem nun eure Entdeckungsreise begonnen hat, wünschen wir euch natürlich viel Spaß und noch viel mehr Schöne Eindrücke, wird sicherlich ein einmaliges Erlebnis für euch. Natürlich freuen wir uns auch über viele spannende Berichte und beeindruckende Bilder, sofern es die Technik hergibt. Macht’s gut. Tina und Rolf

     

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