03.09.2015 Dr. Henry

 

Den heutigen Tag habe ich bei Dr. Henry verbracht, die sich vor allem um HIV-positive Patienten kümmert. Die Patienten, die zu ihr kommen sind meistens noch im Stadium I, das bedeutet, dass sie kaum Symptome haben. Sie kommen vor allem, wenn sie wieder Tabletten brauchen oder wenn neue Symptome aufgetreten sind.

Ich habe sehr viel über HIV und die Behandlung gelernt. Obwohl eigentlich echt viel los war, hat sich Dr. Henry extrem viel Zeit für mich genommen und mir alles genau erklärt. Wow – Afrika live! Da sieht man mal wieder: In Kapstadt lässt sich echt niemand stressen, vor allem nicht durch Arbeit.

Wenn ein neuer Patient kommt, wird bei ihm zunächst ein Schnelltest aus der Fingerkuppe durchgeführt. Sollte der nach 15min positiv sein, muss er erneut zu einem Bestätigungstest kommen. Erst wenn auch dieser positiv ist, stellt er sich Dr. Henry vor. Sie schaut dann vor allem auf die Haut, Lippen, den Mund, die Nägel und Lymphknoten, da ihr das vor allem zur Stadieneinteilung hilft. Interessant finde ich hier vor allem, dass sich die Haut von HIV-Positiven dunkler verfärbt. Viele Afrikanerinnen wollen das jedoch nicht. Ich sehe eine Patienten, mit einem knallroten Gesicht –IMG_20150903_095938 Dr. Henry erklärt mir später, dass das von einer Aufhellungscreme kommt. Skurril, wenn man bedenkt, dass Europäer viel dafür tun wurden, einen dunkleren Hauttyp zu bekommen! (man denke nur an die Engländer) Oftmals kommen sie auch mit Nagelpilzinfektionen, für die sie dann eine Creme bekommen.

Besonders geschockt bin ich von einer schwangeren Patientin: Sie ist im 8. Monat schwanger, hat vor 9 Monaten ihre Therapie unterbrochen (wurde dann auch schwanger) und hat jetzt eine Viruslast von >5000 – bei HIV-Patienten wird eine Viruslast von <40 angestrebt. Damit ist das Risiko für das Kind natürlich besonders hoch!! Normalerweise versucht man die Schwangeren ab der 14. SSW auf antiretrovirale Therapie zu setzen, die sie dann lebenslang einnehmen müssen. Dadurch soll die Viruslast so weit gesenkt werden, dass das Risiko für das Kind <1% liegt. Eigentlich ganz schön gut. Und das obwohl hier kein Kaiserschnitt zur Entbindung durchgeführt wird, weil das Verfahren zu teuer ist!

Nach der Mittagspause habe ich dann erneut Akten sortiert. Eine ganz schön deprimierende Angelegenheit, denn von all den Papieren, die ich einsortieren sollte, sind ungefähr 99% nicht verwertbar, weil die Akten fehlen. Kein Wunder, dass hier Laborergebnisse teilweise erst 1 Jahr später einsortiert werden – auch welche mit nicht so erfreulichen Ergebnissen!!

Heute Abend gehe ich noch zusammen mit Frieso und eventuell Chad in die Jugend der Kirche – die letzte Gelegenheit für mich.

 

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